Jahresbericht 2016 final - page 9

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Bau Saar
Quelle: ZDB/HDB - IMU 3010116
allem auf die Kommunen. Deren Perso-
nalkapazitäten waren in den vergange-
nen beiden Jahren vor allem durch die
Erstaufnahme der Flüchtlinge gebun-
den. Dies hat u. a. dazu geführt, dass
vom Kommunalinvestitionsförderungs-
fonds, den der Bund 2015 mit 3,5 Mrd.
Euro ausgestattet hatte, im Herbst
2016 erst 1,1 Mio. Euro abgerufen
waren. Nachdem sich die Flüchtlings-
zahlen nun auf niedrigerem Niveau
stabilisiert haben, dürften die Kom-
munen 2017 in der Lage sein, mit Hilfe
des Fonds die dringend notwendigen
Schulsanierungen anzugehen. Dies gilt
umso mehr, als der Fonds zum Jahres-
ende 2016 auf insgesamt 7 Mrd. Euro
aufgestockt wurde und die Kommunen
durch die Lockerung des Kooperations-
verbots im Bildungsbereich die Mittel
freier verwenden dürfen. Die Zuwen-
dungen des saarländischen Innenmi-
nisters Bouillon in Höhe von insgesamt
20 Mio. Euro an die Städte für Straßen-
baumaßnahmen sollten ein weiterer
Anreiz sein, in die marode Infrastruktur
zu investieren.
Obwohl die gesamtwirtschaftlichen
Rahmenbedingungen und die neu hin-
zugekommenen außenwirtschaftlichen
Risiken eigentlich eine andere Entwick-
lung hätten vermuten lassen, hat sich
der gewerbliche Bau 2016 unerwar-
tet robust entwickelt. Daran wird sich
zwar auch 2017 nur wenig ändern; der
Wirtschaftsbau bleibt im neuen Jahr
die schwächste der Bausparten. Wie
die BMWi-Expertenkommission stellen
auch die Bauwirtschaft eine seit Jah-
ren anhaltende Investitionsschwäche
der gewerblichen Wirtschaft fest. Seit
2002 decken die Bruttoanlageinvestiti-
onen gerade noch die Abschreibungen;
die Nettoinvestitionsquote beträgt im
Jahresdurchschnitt nur 1 % des Brutto-
inlandsproduktes.
Auch der Sachverständigenrat weist
auf den hohen positiven Finanzierungs-
saldo der deutschen Unternehmen
hin. Der Anstieg der Unternehmenser-
sparnisse gehe Hand in Hand mit einer
hohen Investitionstätigkeit im Ausland.
Deutsche Unternehmen kämen bei ih-
ren Investitionsentscheidungen häufig
zu dem Schluss, dass ein Engagement
im Inland nicht mehr attraktiv sei. Hier
muss die deutsche Wirtschaftspolitik
umsteuern. Für uns heißt das: Freie
Steuermittel sollten künftig stärker zur
Förderung der Wachstumskräfte als zu
verteilungspolitischen Zwecken einge-
setzt werden.
Auch der Bauarbeitsmarkt profitiert
vom Umsatzwachstum. 2016 markier-
te das siebte Jahr eines ununterbro-
chenen Beschäftigungsanstieges im
Bauhauptgewerbe. Im Jahresdurch-
schnitt lag die Zahl der Erwerbstätigen
mit rund 780 000 um gut 2 % höher
als ein Jahr zuvor. Gegenüber dem be-
schäftigungspolitischen Tiefpunkt in
der Branche im Jahr 2009 stieg die Zahl
der Erwerbstätigen sogar um mehr als
10 %. Es wird allerdings immer schwie-
riger, die freien Arbeitsplätze wieder zu
besetzen. Im November 2016 erreichte
die Zahl der arbeitslosen Baufacharbei-
ter bundesweit mit 19 000 einen histo-
rischen Tiefstand, das Vorjahresniveau
wurde nochmals um 15 % unterboten.
Im Bereich der Bauingenieure liegt be-
reits seit dem März 2015 die Zahl der
offenen Stellen über der der Arbeits-
losen. Entsprechend sahen im Herbst
des vergangenen Jahres 69 % der Bau-
firmen im Fachkräftemangel das größ-
te Risiko für die wirtschaftliche Ent-
wicklung des eigenen Unternehmens
im neuen Jahr.
Mit anderen Worten: Die deutsche
Bauwirtschaft darf sich auf ein gutes
Baujahr 2017 freuen. Wir dürfen da-
bei jedoch nicht die unter dem Auf-
schwung verborgenen Probleme aus
den Augen verlieren, sei es der Mangel
an baureifen Projekten im öffentlichen
Bau, die Investitionsschwäche der ge-
werblichen Wirtschaft oder die Eng-
pässe auf dem Bauarbeitsmarkt.
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