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Bau Saar

A

KTUE L L

Für die Infrastruktur-Modernisierung

mangelt es in Deutschland nicht an

Geld, sondern an gezielten Reformen.

Zu diesem Schluss kommt das Han-

delsblatt in seinem Bericht vom 23.07.

mit Bezug auf eine Studie, wonach die

Modernisierung der Infrastruktur am

kurzfristigen Denken der Politik scheite-

re. Ein Handbuch für Reformen soll nun

helfen.

Wenn es nicht gelinge, die Verfahren

für den Bau von Straßen, Schulen und

Netzen und die Planung zwischen Bund,

Ländern und Kommunen drastisch zu

vereinfachen und zu beschleunigen,

dann könne auch noch so viel Geld keine

Wende hin zu einer zügigen Modernisie-

rung der Infrastruktur bringen. So müs-

se der Rechtsweg gegen Bauprojekte

deutlich verkürzt und eine Investitions-

bedarfsanalyse, die über die üblichen

vierjährigen Finanzplanungszeiträume

hinausreiche, eingeführt werden, damit

der künftige Bedarf frühzeitig feststehe

und der Staat nicht immer nur dem stei-

genden Verkehrsaufkommen „hinter-

herbaue“.

Darüber hinaus müsse der Bund die

Kommunen noch stärker als bisher von

Sozialausgaben entlasten, damit diese

mehr Geld für Bauprojekte übrig haben.

Aus demselben Grund sollten Bund und

Länder den Kommunen die Corona-be-

dingten milliardenschweren Ausfälle bei

der Gewerbesteuer ersetzen. Um den

Verkehr zu entzerren, sollten ferner Brü-

ckenzölle und Pkw-Mauten für einzelne,

stark befahrene Straßenabschnitt einge-

führt werden.

INVESTITIONEN

BRAUCHEN EINEN

LANGEN ATEM

POLITIK VIELFÄLTIG

GEFORDERT!

Die Bauwirtschaft ist systemrele-

vant und krisensicher. Das hat sich

einmal mehr in der aktuellen Co-

rona-Krise gezeigt. Dennoch ist es

nun an der Politik, durch gezielte

Maßnahmen die Bauwirtschaft zu

stützen - gerade um einem nachge-

lagerten Einbruch entgegenzusteu-

ern - und Zukunftsaufgaben in den

Bereichen Infrastruktur, Schaffung

von Wohnraum, Klimaschutz und

Fachkräftesicherung zu definieren.

In diesem Saar Bau Report lassen

wir hierzu Ehrenamtsträger und

Hauptamtliche zu Worte kommen.

JAHRZEHNT DER INVESTITIONEN

EINLÄUTEN!

Auch wenn die Situation nach dem Corona-Lockdown für

Land und Kommunen angespannt ist, ist für den wirtschaft-

lichen Neustart die Umsetzung wichtiger Zukunftsinvestitio-

nen unabdingbar. Dazu ist es notwendig, im Zuge des ange-

kündigten Jahrzehnts der Investitionen die beschlossenen

Investitionen im Verkehrswegebau und in die Infrastruktur

umzusetzen. Die Bauwirtschaft begrüßt die verschiedenen

Programme u.a. zur Städtebauförderung und den Saarland-

pakt. Zur Bekämpfung der Wohnungsnot, insbesondere des

sozialen Wohnungsbaus, ist die Verbesserung der Rahmen-

bedingungen für den Wohnungsbau dringend geboten.

Klaus Ehrhardt, Präsident AGV Bau Saar

PROBLEME UND

REFORMBEDARF

Der Wissenschaftliche Beirat beim Bun-

desministerium für Wirtschaft, Energie

und Verkehr hat sich in mehreren Sit-

zungen, zuletzt am 18. Juni 2020 mit

dem Thema „öffentliche Infrastruktur in

Deutschland: Probleme und Reformbe-

darf“ befasst.

Der Beirat kommt zu der Schlussfolge-

rung, dass in Deutschland seit vielen

Jahren deutlich zu wenig in die öffent-

liche Infrastruktur investieren wird. In-

soweit ist es dringend notwendig, dass

die Mittel für öffentliche Investitionen

erhöht werden.

Ferner stellt der Beirat fest, dass eine

Ausdehnung der öffentlichen Investi-

tionen nicht nur an einem Mangel an

finanziellen Mitteln scheitert. Auch

ungeeignete

Governance-Strukturen

haben in der Vergangenheit zu Infra-

strukturmängeln beigetragen. Vor dem

Hintergrund der Diskussionen um über-

lastete öffentliche Infrastrukturen und

der gleichzeitigen Forderung, Deutsch-

land solle seine öffentlichen Investitio-

nen ausweiten, um den deutschen Leis-

tungsbilanzüberschuss zu verringern,

analysiert das Gutachten insbesondere

die Governance-Strukturen und stellt

einen Zusammenhang zur sogenannten

"Schuldenbremse" her. Deshalb emp-

fiehlt der Beirat, die Investitionen lang-

fristig zu verstetigen und zu erhöhen

und durch institutionelle Reformen, wie

z. B. Investitionsfördergesellschaften, zu

stärken.

Ein besonderes Problem sind laut den

Gutachtern die Investitionen der oft

stark überschuldeten Kommunen. Um

kommunale Investitionen zu ermögli-

chen und zu verstärken, fordert der Bei-

rat eine deutliche finanzielle Entlastung

und eine Entschuldung der Kommunen.

Der Bund sollte zur finanziellen Entlas-

ÖFFENTLICHE INFRASTRUKTUR IN

DEUTSCHLAND

Foto: panimoni @ fotolia.de