12
N
ACHR I CHTEN
W
IRTSCHAFT
BAUKONJUNKTUR:
TALSOHLE NOCH NICHT
DURCHSCHRITTEN
N
ach den Daten des Statistischen Bun-
desamtes zum Auftragseingang legten
die Order im Juni im Bauhauptgewerbe
bundesweit insgesamt um gut 9 % zu.
In den letzten Monaten waren sie noch
deutlich unter den Vorjahreswerten ver-
blieben.
ifo Geschäftsklimaindex erneut
gestiegen
Die Stimmung unter den Unterneh-
menslenkern ist weiter im Aufwind. Der
ifo Geschäftsklimaindex ist im August
auf 92,6 Punkte gestiegen, nach 90,4
Punkten (saisonbereinigt korrigiert) im
Juli. Die Unternehmen beurteilten die
aktuelle Lage im Vergleich zum Vormo-
nat merklich besser. Ihre Erwartungen
fielen zudem leicht optimistischer aus.
Die deutsche Wirtschaft ist auf Erho-
lungskurs.
Im Verarbeitenden Gewerbe hat sich
das Geschäftsklima erheblich verbes-
sert. Die Einschätzungen der Unterneh-
men zur aktuellen Lage machten einen
Sprung nach oben. Trotzdem beurteilen
noch viele Industriefirmen ihre wirt-
schaftliche Lage als schlecht. Der Aus-
blick auf die kommenden Monate fiel
erneut optimistischer aus. Die Auftrags-
bücher füllen sich wieder.
Im Bauhauptgewerbe befindet sich das
Geschäftsklima weiter im Aufwind. Die
Baufirmen waren erneut mit ihrer aktu-
ellen Lage zufriedener. Ihre Erwartun-
gen sind jedoch weiterhin pessimistisch,
wenn auch nicht mehr so stark wie im
Vormonat.
Deutschland
• Umsatz im Bauhauptgewerbe stieg
im ersten Halbjahr 2020 um gut 8%
• Order auf Vorjahresniveau
Im ersten Halbjahr 2020 können die Un-
ternehmen mit 20 und mehr Beschäf-
tigten einen Umsatzzuwachs von 8,2 %
verbuchen. Angesichts der zu Jahres-
beginn vorhandenen hohen Auftrags-
bestände (52 Mrd. €) konnte bei guter
Witterung die Bauproduktion zügig an-
laufen. Bei gleicher Anzahl bis zum Juni
zur Verfügung stehender Arbeitstage,
haben die Bauunternehmen nach den
Daten des Statistischen Bundesamtes zu
den Unternehmen mit 20 und mehr Be-
schäftigten, das Leistungsniveau gegen-
über dem Vorjahr ausgeweitet; (Stun-
denvolumen +5,7 %).
Dafür war maßgeblich, dass trotz der
Corona-Pandemie der Baustellenbetrieb
aufrechterhalten werden konnte. Hierzu
hatten sich die Tarifvertragsparteien ge-
meinsam committet. Zur Aufrechterhal-
tung des Baustellenbetriebes haben die
Bauunternehmen große Anstrengungen
und zusätzliche Aufwendungen unter-
nommen, um die Gesundheit der Mitar-
beiter zu schützen und entsprechende
Hygiene- und Abstandsanforderungen
einzuhalten.
Diese Bemühungen schlagen sich auch
bei der Umsatzentwicklung nieder,
wenngleich hier im Jahresverlauf ein
Tempoverlust erkennbar wird. Lagen
die Zuwachsraten in den ersten drei
Monaten des Jahres noch nominal zwi-
schen 11 % und 14 %, waren es im April
noch +3,7 %, im Mai -0,5 %. Im Juni ist
zunächst wieder ein Umsatzwachstum
von gut 12 % zu verzeichnen. Jetzt be-
reits von einer Trendumkehr der letzten
Monate zu sprechen, erscheint, ange-
sichts der verhaltenen Order der letzten
Monate, verfrüht.
Die eingehenden Order zeigten im Ver-
lauf des ersten Halbjahres 2020 bis zum
Mai, jeweils gegenüber dem Vorjahr,
eine deutlich abnehmende Dynamik.
Während im Januar alle Bausparten
noch zu einemWachstum der Order ins-
gesamt von nominal gut 9 % beitrugen,
stagnierten die Order bereits im Febru-
ar. Im Zeitraum von März bis Mai gingen
die Order um fast 6 % zurück, was auf
Auswirkungen der Corona-Pandemie
auf Seiten der Auftraggeber zurückfüh-
ren ist.
Im Juni haben die Order gegenüber dem
Vorjahr um gut 9 % zugelegt. Kumulativ,
d.h. bis zum Juni, verzeichnet das Bau-
hauptgewerbe insgesamt einen Order-
zugang auf Vorjahresniveau von -0,2%.
Nach Angaben des Statistischen Bun-
desamtes ist der Auftragseingang im
Juni durch den Zugang von Großprojek-
ten, darunter eines Straßenbau-Groß-
projektes, offensichtlich im Wege von
ÖPP geprägt. Die Vergabe derartiger
Aufträge ist für die Auftragslage im Stra-
ßenbau für die Masse der hier tätigen
mittelständischen
Bauunternehmen
nicht repräsentativ. An der Ausschrei-
bung von ÖPP-Projekten beteiligen sich
angesichts der hohen Auftragsvolumina
und langen Laufzeiten nur wenige gro-
ße Bauunternehmen in Konsortien. Ein
derartiger Orderzugang spiegelt wegen
der langen Bauzeit auch nicht die Um-
satzentwicklung der nächsten Monate
wieder. Der hohe Anstieg der Order im
Foto: Baustelle RAHS, OBG Gruppe